Aktuelles
BAYERNS PFERDE 10.08.2024
Kristina Olson aus Markt Schwaben in Bayern hat am Samstag beim Haupt- und Landgestüt in Marbach zum ersten Mal den Titel im Süddeutschen Berufsreiterchampionat gewonnen. Aber beim Pferdewechsel-Finale wurde es spannender als gedacht. Das Finale war ein Höhepunkt des 20. Marbacher Dressurfestivals.
Das lag vor allem daran, dass der neunjährige Marbacher Gestütshengst Doubtless, vom Marbacher Pferdewirtschaftsmeister und Gestütsreiter Lukas Maier ins Finale gebracht, den beiden Fremdreiterinnen Kristina Olson und Beate Siegle doch einige Anforderungen stellte. Kristina Olson musste zuerst auf den gangstarken Rappen, der im Marbacher Stadion spektakuläre Trabbewegungen und ein klares Talent für Piaffen und Passagen zeigte. Kristina Olson machte dem Württemberger mehr „Dampf“ als er es gewöhnt war. „Das Trabgefühl war großartig“, berichtete sie später im Interview.
Als der Hengst dann in der ersten Galopp-Pirouette klemmte und sie daraufhin die zweite eher als Volte anlegte, war ihr Vorsprung der beiden ersten Wertungsprüfungen aber geschmolzen. Da hatte sie nämlich mit ihrem neunjährigen Baden-Württemberger Felipe vorgelegt.
„In den Pirouetten ist er noch nicht ganz sicher“, kommentierte Lukas Maier von außen. Er staunte selbst darüber, wie sein Hengst durch die Bahn schwebte. „Das sieht aus wie auf einer Hengstpräsentation“, zeigte sich Gestütsleiterin Astrid von Velsen-Zerweck sichtlich stolz über den Schwarzen mit dem hellen Auge. Beate Siegle war dann bei ihrem Ritt mit Doubtless etwas vorgewarnt, auch bei ihr bewegte sich der Don Nobless-Sohn sehr bedeutend. Die Zucht von Martha Kullen stammt übrigens aus einem traditionsreichen Marbacher Stutenstamm. Doubtless ist zum Beispiel mit dem berühmten Vererber Gardez verwandt. Das Gestüt hat ihn als Fohlen schon gekauft.
In den Pirouetten agierte Beate Siegle vorsichtiger – eine starke Reiterleistung der Chefin der Tonmühle in Ditzingen, die sich zum ersten Mal am Berufsreiterchampionat beteiligte.
Ebenso wie der 29-jährige Lukas Maier, der in Marbach schon seine Pferdwirt-Lehre absolvierte und handwerklich sehr fein agiert, perfekt im Sattel sitzt. Gemeinsam mit seinem Lehrmeister Rolf Eberhardt hat er den Rappen alleine ausgebildet. Was überhaupt das Besondere an diesem Berufsreiterchampionat war: Alle drei Pferde wurden von ihren Reitern selbst ausgebildet, auch Ben von Beate Siegle und Felipe von Kristina Olson. „Das spricht sehr für die klassische deutsche Reitausbildung“, erklärte die Gestütschefin und Hippologin Astrid von Velsen-Zerweck. „Das war eine Werbung für die Berufsreiterei“, fand auch Eberhard Geiger, der Vertreter Baden-Württembergs im Berufsreiterverband. Gemeinsam mit seinem Kollegen Markus Lämmle, dem Leiter der Landesreitschule, überreichte er die Schärpen. Die drei „Profis“ seien auch Musterbeispiele für Kollegialität unter Berufsreitern.
Hinter Olson sicherte sich Beate Siegle die Silbermedaille, das war sicherlich der größte Erfolg ihrer Karriere. Lukas Maier war auch über Bronze und den Platz auf dem Treppchen glücklich. „Es war schon immer mein Ziel, ein solches Championat zu reiten“, freute sich der junge Berufsreiter, der ursprünglich aus Forst bei Karlsruhe stammt.
Bestes Pferd im Finale wurde Kristina Olsons neunjähriger Felipe von Fürstenball/Scolari aus der Zucht von Resi Würz im Landkreis Reutlingen.
Eberhard Geiger und Astrid von Velsen-Zerweck haderten aber auch mit den zaghaften Berufsreitern im Land, die sich vor einer Teilnahme scheuen. „Da fehlt es an Berufsethos“, wunderte sich Eberhard Geiger. „Für Pferdeleute ist es doch immer wieder eine der spannendsten Prüfungen des Jahres“, warb auch die Gestütschefin. Jetzt überlegen sie, wie die Profis fürs nächste Jahr noch mehr motiviert werden können.