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Bayern-Vorstand sorgt für Eklat!

BAYERNS PFERDE 07.07.2025

„Nicht im Kindergarten!“

Nachdem es im Vorstand des Verbandes Bayerischer Pferdezüchter e. V. in den letzten Monaten kräftig gerappelt hat (der langjährige Vorsitzende Georg Ochs trat am 26. März 2025 zurück, ZÜCHTERFORUM berichtete), wurde im Rahmen einer Ergänzungswahl am 12. Mai 2025 sein Stellvertreter Florian Schelle (Deisenhofen) zum Vorsitzenden gewählt, zweiter Vorsitzender wurde Hans Schiller (Rohrdorf), dritter Mann im Vorstand der Tierarzt und bekannte Warmblutzüchter Dr. Helmut Feigl (Beutelsbach). Ruhe ist trotzdem nicht eingekehrt. Im Gegenteil. Am 21. Juni gingen nun die Merk- und Denkwürdigkeiten im Vorstand des Verbandes Bayerischer Pferdezüchter in die nächste Runde. Es war der Tag der Bayerischen Elitestutenschau in München-Riem und der „Stein des Anstoßes“ ist einerseits noch klein, zum anderen unschuldig und in jedem Fall bezaubernd: Babette (2) ist die Tochter des bayerischen Zuchtleiterehepaares Beatrice und Torsten Große-Freese. Beatrice Große-Freese ist Zuchtleiterin beim Bayerischen Zuchtverband für Kleinpferde- und Spezialpferderassen e. V., ihr Ehemann Torsten Zuchtleiter beim Verband Bayerischer Pferdezüchter e. V. und als solcher zuständig für Haflinger, Kaltblut und Warmblut (DSP). Beide Verbände übrigens mit Sitz im Verwaltungsgebäude Landshamer Str. 11 in München-Riem.
Solchermaßen in Amt und Würden, waren beide Zuchtleiter bei der Schau im Einsatz. Für Torsten Große-Freese begann der Tag mit dem Celler Landstallmeister Dr. Axel Brockmann im Ring der Kaltblüter, seine Frau war für die Haflinger eingeteilt, gemeinsam mit dem bayerischen Vorstandsmitglied Hans Schiller, der Vorsitzenden des Verbandes der Pony- und Pferdezüchter Hessen e. V., Antje Römer-Stauber und zwei Rassevertretern (Müller und Zurr). Nachdem Schiller Beatrice Große-Freese in Begleitung ihrer Tochter hat ankommen sehen, nahm er nach Augen- und Ohrenzeugenberichten die Rassevertreter beiseite, besprach sich mit ihnen, und ließ alsdann noch vor Beginn des Richtens in rüdem, herablassendem und vor allem lautem Tonfall eine Schimpfkanonade los, bei der für mindestens zehn Umstehende deutlich vernehmbar Sätze wie „Wir sind doch hier kein Kindergarten!“ noch die harmloseste seiner diversen verbalen Entgleisungen gewesen ist. Weiterhin seien u. a. Sätze wie „Warum ist das Kind dabei?“, „Das Kind hat hier nichts zu suchen!“ und schließlich gar „Der Vater will sie ja wohl auch nicht!“ gefallen.

Rücktritt gefordert
Festzuhalten ist, dass das Kind in keiner Weise die Abläufe gestört hat und im Verlaufe des Vormittags ist das kleine Mädchen dann von zwei Züchterfamilien betreut worden. Während der Mittagspause fiel dann allerdings Torsten Große-Freese sofort auf, dass seine Frau sich in einer offenbar angespannt-derangierten Gemütsverfassung befand. Nach entsprechender Information über die vorausgegangene Situation soll es dann zu einem Wortgefecht zwischen Torsten Große-Freese und Hans Schiller gekommen sein.
Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass weder Torsten noch Beatrice Große-Freese nach der Geburt ihrer Tochter Anspruch auf Elternzeit geltend gemacht haben. 
Dass es im Freistaat Bayern mitunter zünftig und deutlich zugeht, ist keine neue Erkenntnis. Dort gibt manchmal eigene Gesetze und die Uhren gehen eben anders. Aber alles hat Grenzen, und das ruppige Verhalten des stellvertretenden Vorsitzenden hat nun über Bayerns Grenzen hinaus hohe Wellen geschlagen. So liegt der Redaktion ZÜCHTERFORUM eine E-Mail vor, wonach der Vorsitzende des Regionalverbandes Niederbayern-Oberpfalz, Hubert Berger (Reisbach), Hans Schiller aufgrund der besagten Vorkommnisse zum Rücktritt von seinem Vorstandsamt auffordert. Berger stellt weiter fest: „Auch unter der neuen Verbandsführung hat sich nicht viel geändert! Ich habe Herrn Schelle seinerzeit zur Wahl gratuliert und meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es im Landesverband zu einem wirklichen Reformprozess kommt. Aber es geht weiter wie bisher. So gibt es Zusammenkünfte, bei denen etwa Dr. Feigl und meine Person außen vor bleiben.“ Die seien dann „Vorstandsgespräche“ und nicht „Vorstandssitzungen“ genannt worden, so Berger weiter. 
Der journalistischen Sorgfaltspflicht Genüge tuend, haben wir Hans Schiller schriftlich per E-Mail um Stellungnahme zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen gebeten. Von dieser Möglichkeit hat er keinen Gebrauch gemacht. Am morgigen Dienstag, den 8. Juli 2025, 11 Uhr, wird der Fall nun im zuständigen Landwirtschaftsministerium in München verhandelt. Einbestellt sind zu diesem Zwecke nun Hans Schiller und Beatrice Große-Freese. Es bleibt spannend.