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Marbach: Spannende Entscheidung im Süddeutschen Berufsreiterchampionat

BAYERNS PFERDE 09.08.2025

In diesem Jahr war Jubiläum angesagt: Zum zehnten Mal fand das traditionsreiche Süddeutsche Berufsreiterchampionat beim Marbacher Dressurfestival statt. Erneut präsentierte sich ein äußerst spannendes Finale mit gut reitenden Berufsreiterinnen. Jedoch schwangen auch etliche Überlegungen mit.

Im Finale des Süddeutschen Berufsreiterchampionats treten geprüfte Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister im Modus des Pferdewechsels gegeneinander an. Innerhalb von fünf Minuten gilt es, sich auf die Pferde der Mitbewerber einzustellen und diese bestmöglich zu präsentieren. Diese Form der Prüfung ermöglicht einen objektiven Vergleich des reiterlichen Könnens sowie natürlich des Einfühlungsvermögens eines Reiters, was natürlich die Kernfähigkeit eines jeden Berufsreiters sein sollte. Nachdem sich die Siegerin der ersten beiden Wertungsprüfungen, Kristina Olson mit ihrem FBW Dory’s Dream gegen einen Finalstart entschieden hatte, hatten Jana Vath, Beate Siegle und Christiane Schneider den Sprung ins Finale geschafft. Am Ende waren sich alle drei Damen einig: „Das hat sehr viel Spaß gemacht!“ Besonders hervorzuheben ist, dass alle drei Damen mit gefühlvollen und wohlüberlegten Runden zu überzeugen wussten.

Die Finalpferde hätten nicht unterschiedlicher sein können. Ben (Bes. Sabine Bauer) von Beate Siegle und Sir Admiral from Schneider von Christiane Schneider, in dessen Besitz er auch steht, agierten als zwei echte Routiniers und die neunjährige Stute von Di Dörte (Bes. Alois Künzig) von Jana Vath, die gestern erst ihre erste S**-Prüfung ging. „Ich hatte das Glück. Dass beide Pferde sehr erfahren sind. Meine Stute ist auf dem Turnier auf S**-Niveau noch nicht so erfahren“, bestätigte Jana Vath. Den Auftakt machte Beate Siegle im Sattel von Di Dörte, wobei sie gleich Akzente setzte. Beate Siegle, die auf dem familieneigenen Betrieb, der Tonmühle in Ditzingen, als Dressurausbilderin tätig ist, fand für die neunjährige Stute genau das richtige Maß an „Risiko“ und lenkte die Stute gefühlvoll von Lektion zu Lektion. Die Galopppirouetten gelangen dabei auf kleinstem Kreis. Auch die Zweierwechsel zeigten sich fehlerfrei. Teuer wurde es in den Dreierwechseln, die sich nicht fehlerfrei präsentierten. Darauf nahm Christiane Schneider Platz im Sattel von Ben. „Ich glaube, dass Ben für Christiane nicht frisch genug war“, erläuterte Beate Siegle im Anschluss des Rittes. Und damit hatte sie recht. Ben zeigte sich etwas verhalten, was sich unter anderem durch ein teilweise abgekipptes Genick, Fehlern in den Zweierwechseln und Schwungverlüsten in den Galopppirouetten widerspiegelte. „Ich habe mich zu sehr auf die Routine von Ben verlassen“, beschreibt Christiane Schneider lachend. Sie leitet in Ottmarsheim den familieneigenen Betrieb. Besser funktionierte es bei Jana Vath und Ben – die beiden schnurrten sich in völliger Selbstsicherheit bei bestem Seitenbild von Lektion zu Lektion. Die Runde war nicht nur Jana Vath’s Highlight, sondern auch das von Beate Siegle. „Mich haben die 69 Prozent von Jana und Ben besonders gefreut“, beschreibt sie. Ein weiteres Highlight bildete die Runde von Jana Vath im Sattel von Sir Admiral from Schneider: Bereits die Trabtour überzeugte mit viel Schwung und Frische. Im Galopp gelangen die Pirouetten gut zentriert und die Serienwechsel ebenso fehlerfrei. Auch Beate Siegle fühlte sich im Sattel des mittlerweile 18-jährigen Wallachs wohl und drehte eine ähnliche Runde. Einziger Unterschied: Eine sehr große zweite Galopppirouette. Man merkt schon: eine Reiterin stach im Finale etwas hervor und das ist Jana Vath. Sie freute sich schlussendlich über den (verdienten) Sieg im Süddeutschen Berufsreiterchampionat. Beate Siegle folgte, wie schon im vergangenen Jahr auf dem Vizerang und fasste zusammen: „Ich hätte mich natürlich sehr über den Sieg gefreut. Ich bin aber natürlich auch auf den erneuten zweiten Platz sehr stolz. Mir macht diese Veranstaltung sehr viel Spaß. Es ist eine Veranstaltung, die einfach mehr gefördert gehört“. Christiane Bader komplettierte das Podest und freute sich über ihren immer noch top fitten 18-jährigen Wallach Sir Admiral from Schneider, der in ihrem Besitz steht und bestes Finalpferd wurde. Jana Vath, die im unterfränkischen Geroldshausen auf Gut Moos für die Ausbildung der Pensionspferde zuständig ist, konnte ihr Glück kaum fassen: „Ich bin schon vor elf Jahren beim Süddeutschen Berufsreiterchampionat mitgeritten, damals noch in Mainz. Dieser Sieg bedeutet mir doppel und dreifach viel. Denn es ist mein sechster S-Sieg und damit habe ich die S**-Dressur für mein Goldenes Reitabzeichen in der Tasche. Außerdem bin ich sehr glücklich, dass ich mit den Pferden so gut zurechtgekommen bin. Das hat sehr viel Spaß gemacht!“ Jana Vath hatte erst beim Landgestüt in Warendorf eine Ausbildung im Schwerpunkt Zucht und Haltung absolviert. Danach hat sie ihre Pferdewirt-Ausbildung bei der Hengststation Beckmann gemacht. Bevor es sie nach Geroldshausen zog, war sie in mehreren baden-württembergischen Ställen als Bereiterin tätig. Aktuell trainiert sie mit Karl-Heinz Streng und Martin Stamkötter.

Schon vor dem Finale stellte sich die Frage, wieso so wenig Berufsreiter am Süddeutschen Berufsreiterchampionat teilnehmen. Gibt es in Süddeutschland wirklich so wenige Berufsreiter, die auf diesem Niveau starten können? Die Antwort ist ganz klar nein, jedoch gibt es so einige Faktoren, die (negativ) mitspielen. Zum einen sind es die Besitzer. „Man kann den Besitzern nicht genug danken. Ein Start in einer Prüfung mit Pferdewechsel ist keine Selbstverständlichkeit. Sicherlich können aus diesem Grund etliche Berufsreiter deshalb hier nicht teilnehmen“, beschreibt Beate Siegle und fügt hinzu: „Ich denke, dass viele einfach keine Berufsausbildung mehr haben und dass das auch ein großer Aufhänger ist, den man auch beachten und diskutieren sollte. Ich finde es schade, dass es immer mehr Quereinsteiger gibt, die immens viel Geld damit verdienen. Dennoch finde ich nicht, dass der Modus des Berufsreiterchampionats überdacht werden sollte. Das hat Tradition und es ist auch machbar“. Ob Finalmodus, die „richtigen“ Besitzer oder Quereinsteiger – schlussendlich ist es eine grundsätzliche Frage, über die sich nicht nur der Berufsreiterverband Gedanken machen sollte. Denn am Ende geht es nicht nur um das Süddeutsche Berufsreiterchampionat, sondern um den Beruf des Pferdewirts bzw. Pferdewirtschaftsmeisters allgemein.