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BAYERNS PFERDE 15.11.2025
Ausverkauftes Haus, das bedeutet bei den Stuttgart German Masters eins: brodelnde Stimmung, der Reitsport wird gefeiert. So ist es in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle auch Selbstverständlichkeit, dass die Weltcup-Kür zu einem wahren Dressursport-Festival wird.
Stuttgart ermöglichte perfekte Bedingungen für ganz besondere Momente, ja echte Meilensteine. Jessica von Bredow-Werndl und ihre Nachwuchshoffnung Diallo BB erlebten solch einen. Denn Diallo BB feierte in Stuttgart sein Weltcup-Debüt. Nach dem Sieg im Grand Prix lag die Sensation in der Luft oder wie Bundestrainerin Monica Theodorescu schmunzelnd erläuterte: „Ich wusste, dass es möglich ist!“ Aber sollte das „Grand Prix Baby“ Diallo der elektrisierenden Atmosphäre des Stuttgarter Hexenkessels „standhalten“? Die Antwort ist ja, gar legte der elegante Wallach im Vergleich zum Grand Prix noch eine Schippe oben drauf. Fast schon hatte man das Gefühl, dass er die volle Aufmerksamkeit genoss. Nach einer unruhigen Grußaufstellung folgten in Hinsicht Takt und Gleichmaß einem Metronom gleichende Piaffen und Passagen, gefolgt von einem losgelassenen Schritt mit gutem Übertritt, top zentrierten Galopppirouetten sowie fehlerfreien Einer- und Zweierwechseln. Alles zu den Klängen von Magic Moments. Sinnbildhafter hätte sich die Kür der beiden nicht präsentieren können. „Diallo war so kraftvoll und fokussiert, und das trotz des besonderen Stuttgarter Hexenkessels. Ich bin mehr als stolz auf ihn.“ Die beiden vergoldeten mit 83 Prozent ihr Weltcup-Debüt und feierten damit ihren ersten Weltcup-Sieg. Natürlich könnte sich Diallo hier und da in den Piaffen noch mehr schließen und vor allem in den Wechseltouren noch besser „durchatmen“. Das sind aber alles Aspekte, die mit der Routine kommen werden.
Ein Zeichen setzten in Stuttgart auch Raphael Netz und Great Escape Camelot. Bereits im Grand Prix hatten die beiden die Runde ihres Lebens gezeigt. In der Grand Prix Kür legten sie sogar noch eine Schippe oben drauf, brillierten in puncto Harmonie und wurden mit einem neuen Personal Best von 80,7 Prozent und Platz zwei belohnt. „Ich habe den Ritt sehr genossen. Camelot hat das größte Herz, das man sich nur vorstellen kann. Ich kann mich immer auf ihn verlassen“, schwärmte Raphael Netz. Great Escape Camelot ist im Gesamten kraftvoller und konstanter geworden. So punkteten die beiden mit gleichmäßigen Piaffen und Passagen. Auch die Galopppirouetten präsentierten sich mit verbessertem Durchsprung. Hinzu kam ein durchweg perfektes Seitenbild. Auch bei Raphael Netz könnte Stuttgart neben dem Personal Best ein wichtiger Meilenstein markieren. Der Bayer übernimmt nun die Führung im Gesamtranking des Weltcups und verfügt in dieser Saison über gleich zwei Pferde, die er im Weltcup einsetzen kann. Klar, dass er mit seinem zweiten Weltcup-Finalstart liebäugelt. Neben dem „deutschen“ Spitzenduo rückte der Drittplatzierte, der Schwede Patrik Kittel mit seinem Herzenspferd Touchdown, fast schon in den Hintergrund. Das Erfolgsduo zeigte in Stuttgart nicht ihre beste Kür. So hätte der 13-jährige Wallach aus der Hinterhand noch aktiver abfußen und sich in der Oberlinie entspannter präsentieren dürfen. Dennoch gab’s 79,6 Prozent und Platz drei vor einem weiteren, aufstrebenden Paar, Marieke van der Putten mit Kuvasz RS2 N.O.P.T. (78,7 Prozent). Larissa Pauluis und Flambeau komplettierten mit 78,6 Prozent die Top 5. Und zum Abschluss gehört noch ein weiterer Meilenstein, gar echter Gänsehautmoment, erwähnt. Der gebürtige Baden-Württemberger Moritz Treffinger reihte sich mit Cadeau Noir auf Rang sieben (76,5 Prozent) ein und sammelte damit erneut Weltcup-Punkte. Das Stuttgarter Publikum feierte ihn mindestens genauso wie das Siegerpaar.