„Fiontini ist ein Pferd ohne Grenzen“
Patrik Kittels Auftritt im heutigen FEI Grand Prix in Donaueschingen wird mit Spannung erwartet. Erstmals sattelt der Schwede mit Fiontini die dreifache Weltmeisterin der jungen Dressurpferde. Mit Bayerns Pferde-Redakteur Florian Adam sprach Schwedens erfolgreichster Dressurreiter über die olympischen Spiele, den Neuzugang und sein Wiedersehen mit dem Schlosspark.
Text: Florian Adam
Herr Kittel, erst vor wenigen Wochen sind Sie zurück aus Tokio. Ihre dritten olympischen Spiele verliefen anders als gedacht. Well Done la Roche musste noch vor dem ersten Start zurückgezogen werden. Wie tief sitzt die Enttäuschung?
Es war natürlich total ärgerlich, dass sich meine Stute kurz vor dem ersten Start beim Training verletzt hat. Sie war in wirklich toller Form und bereit für die Spiele. Aber so ist nun mal unser Sport. Mal gewinnt man, mal muss man Enttäuschungen hinnehmen. Aber die Gesundheit geht immer vor, das steht außer Frage. Am Anfang war es für mich hart zuschauen zu müssen. Aber ich hatte meine Aufgabe, da zwei meiner Schüler an den Start gingen. Hinzukam, dass wir vor Ort tollen Sport erlebt haben. Ob Jessica (von Bredow-Werndl) oder Isabell (Werth), das war großartig anzuschauen und ein kleiner Trost.
Wie geht es Well Done la Roche nach ihrer Rückkehr heute?
Es geht ihr gut, sie hat den Flug bestens überstanden. Ihre Genesung steht jetzt voll und ganz im Mittelpunkt. Die Europameisterschaft in Hagen kommt aber leider zu früh. Wir geben ihr allezeit der Welt und steigen erst wieder ins Training ein, wenn nach ein bisschen Koppel und Ruhe wieder alles in Ordnung ist.
Seit Kurzem ist mit Fiontini ein neues Pferd in ihrem Stall in Münster eingezogen. Die dreifache Weltmeisterin gilt als Ausnahmepferd. Wie kam es zum Reiterwechsel?
Ich habe ja in der Vergangenheit schon das ein oder andere Pferd für Andreas Helgstrand (Anm. d. Red.: Besitzer von Fiontini) geritten – und ich glaube, damit war er ganz zufrieden. So kam er auch bei Fiontini auf mich zu und fragte, ob ich mir das vorstellen könnte. Andreas selbst hat ja nur wenig Zeit zum Reiten. Und was kann man bei solch einem Pferd anderes sagen als Ja? Sie ist eine Traumstute und seit zwei Wochen nun bei mir. Täglich lernen wir uns besser kennen. Ihre Grundgangarten sind herausragend, ihre Einstellung zum Sport ganz besonders. Fiontini ist ein Pferd ohne Grenzen. Jetzt schauen wir, wohin die Reise uns führt.
Nach nur 14 Tagen Training sind Sie heute schon das erste Mal im Grand Prix des CHI Donaueschingens mit Fiontini am Start. Was haben Sie sich vorgenommen?
Das Schöne an der Zusammenarbeit mit Andreas ist es, dass er mir vollkommen vertraut, keinen Stress macht und uns die Zeit gibt, die wir brauchen. Das heißt, heute schauen wir einfach mal, was passiert. Wir machen uns überhaupt keinen Druck und lernen uns nun einfach kennen. Nach diesem Wochenende bin ich dann schon etwas schlauer, fahre nach Hause, übe und komme dann wieder. Das ist unser Plan.
Sie gehen also davon aus, dass Fiontini langfristig unter ihrem Sattel bleibt?
Wir schauen von Tag zu Tag. Erstmal bleibt Fiontini im Besitz von Andreas Helgstrand und ich konzentriere mich auf ihre weitere Ausbildung. Für mich ist es einfach großartig so ein Pferd im Stall zu haben. Wie lange das so ist, das wird man sehen. Aber ich bin mir natürlich im Klaren darüber, dass mit dem richtigen Käufer unser gemeinsamer Weg schnell auch wieder enden kann. Darüber denken wir heute aber nicht nach.
Vor 13 Jahren waren Sie das letzte Mal im Schlosspark – damals im Medien Cup mit Scandic. Wo sind Sie so lange gewesen?
(lacht) Das stimmt! Als ich mit Scandic das erste Mal hier war, ganz ehrlich, da hat es mir nicht so gut gefallen. Man musste viele Kilometer zwischen Stallzelt und Viereck zurücklegen, auch die Meldestelle war nicht gerade um die Ecke. Deshalb war ich jetzt sehr überrascht, was für ein tolles Turnier aus dem CHI Donaueschingen wurde. Viel bessere Bedingungen kann man sich nicht wünschen, das ist international auf Top-Niveau anzusiedeln. Ich bin froh hier zu sein und werde ganz sicher wiederkommen.