EM Dressur: Eine Achterbahn der Gefühle für das deutsche Team

Die 32. Dressur-Europameisterschaften sind gestartet. Erstmals finden sie in Frankreich statt. Das deutsche Team bestehend aus Ingrid Klimke, Katharina Hemmer, Isabell Werth und Frederic Wandres erwischte einen durchwachsenen Auftakt, gar erlebten sie eine regelrechte Achterbahn der Gefühle.
Gewisse „Gespenster“ im Dressurviereck
Den Auftakt für das deutsche Team machten Ingrid Klimke und Vayron. Die beiden kennen sich noch nicht lange. So befindet sich der 14-jährige Wallach erst seit Herbst 2024 unter dem Sattel der Reitmeisterin. Zuvor zählte er mit Daniel Bachmann-Andersen unter anderem zum Silberteam der vergangenen Olympischen Spiele. Doch Ingrid Klimke und Vayron verstanden sich ziemlich schnell, ziemlich gut und so hatten sie sich einen Platz im diesjährigen EM-Team gesichert. Im heutigen Mannschafts-Grand Prix sollte es für die beiden einfach nicht so richtig laufen. Sie begannen mit einer energischen Trabverstärkung sowie gut kreuzenden Trabtraversalen, wobei sich der Wallach hier im Genick noch nachgiebiger hätte präsentieren dürfen. Und dann kam das „Hauptproblem“ der heutigen Prüfung. Der Buchstabe C, wo Vayron scheinbar ein großes Gespenst sah oder wie es Ingrid Klimke später erläuterte, eine platte Treckerspur zu sehen war. So zeigte sich beim Halten für das Rückwärtsrichten eine kurze Irritation und auch im Gesamten war die heutige Prüfung ein Spiel zwischen „Genie und Wahnsinn“. Punkte gab es noch in den gut ausgehaltenen Passagen, den diagonal abfußenden Piaffen sowie den sicheren Serienwechseln, wobei sich diese noch besser über den Rücken springend zeigen hätten können. Die erste Galopppirouette gelang gut zentriert. Und dann folgte mit einem Umspringen vor der zweiten Galopppirouette der nächste teure Fehler. Alles in allem erhielten die beiden 69,3 Prozent, was wahrlich weit unter dem für die beiden möglichen Ergebnis liegt.
Tolles Championatsdebüt für Katharina Hemmer

Das Auftaktergebnis von Ingrid Klimke und Vayron setzte natürlich das „Championatsküken“, Katharina Hemmer, etwas unter Druck. Nun sollte für die Mission EM-Gold nicht mehr viel schief gehen. Die Bereiterin von Hubertus Schmidt ließ sich das aber nicht anmerken und lieferte im Sattel des 13-jährigen Wallachs Denoix PCH eine mit dem genau passenden Risiko gerittene, tolle Runde. Denoix präsentierte sich durchgehend im besten Seitenbild und mit guter Dynamik. Punkte gab es unter anderem für die schön durchschwingende Kreuzen in den Trabtraversalen, die energischen Piaffen und Passagen. Auch die Serienwechsel gelangen sicher nach vorne gesprungen. Die Galopppirouetten zeigten sich im Vergleich zu Aachen nochmals verbessert und überzeugten auf kleinstem Kreis mit guter Lastaufnahme und bei gutem Durchsprung. Punkte verloren die beiden beim Rückwärtsrichten durch einen leichten Widerstand und ein im Anschluss nicht diagonales Abfußen. Das war aber auch das Einzige und demnach durfte sich das deutsche Team über 75,6 Prozent freuen. „Ich bin total happy. Denoix war super fokussiert, hatte tolle Highlights, ich hatte ein super Reitgefühl und ich bin richtig froh, dass wir unsere Championatspremiere so gut hinbekommen haben“, freute sich Katharina Hemmer, die mit diesem Ergebnis das Tagesbestergebnis lieferte. Das ist schon mal eine gute Basis für den Finaltag!
Und was macht die Konkurrenz?

Die Entscheidung um die Medaillen, genauer gesagt um Gold, scheint ähnlich wie bei den Olympischen Spielen äußerst spannend zu werden. So kündigt sich erneut ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Dänemark, England und Deutschland an. Die Dänen hatten mit zwei eher unbekannteren Reitern zugleich einen starken und geschlossenen Auftakt in die diesjährigen Europameisterschaften gefunden. Nadja Aaboe Sloth überzeugte im Sattel von Favour Gersdorf mit einer sehr gleichmäßigen, gefühlvollen und harmonischen Runde, die mit 71,2 Prozent belohnt wurde. Das hätte auch noch mehr Punkte geben können. Auch Rikke Dupont knüpfte mit Grand Galiano an die Leistung ihrer Teamkollegin an und punktete sich mit einer ebenso weitestgehend sicheren Runde zu glatt 70 Prozent. Ein kleines und vor allem teures Missgeschick passierte den beiden auf der Schlusslinie, als Grand Galiano nicht den Einstieg in die Piaffe fand und kurz angaloppierte. Bitter wurde es für das britische Team, als Andrew Gould mit Indigro wegen Taktunreinheit eliminiert wurde. Becky Moody legte mit Jagerbomb und 74,8 Prozent nach. Das britische Aufsteigerpaar hatte im Mannschafts-Grand Prix mit einem Umspringen im starken Galopp sowie einem Verzählen in der ZickZack-Traversale wertvolle Punkte verloren. Morgen wird über die Mannschaftsmedaillen entschieden. Um 16.45 Uhr steht fest, welche Mannschaften sich über eine Teammedaille freuen dürfen.