München-Riem: Jessica von Bredow-Werndl dominiert die 5*-Tour
Trotz intensiver Hitze strömten auch am Samstag etliche Zuschauer zur Pferd International und scharrten sich in Massen um das Dressurviereck. Denn auch der heutige Tag hielt Sport auf höchstem Niveau bereit. Bereits die Einlaufprüfung zur Qualifikation zum Nürnberger Burg-Pokal stellte ein Highlight für die Zuschauer dar. Aber auch die 5*-Tour sowie das Dressur Derby mit Pferdewechsel am Nachmittag
Der Turniersamstag auf dem Dressurviereck startete mit einem St. Georg Spezial, welcher eine Einlaufprüfung zur Finalqualifikation zum NÜRNBERGER BURG-POKAL darstellte. Eine konnte hier erneut auftrumpfen. Bereits an den zurückliegenden Turniertagen bewies Laura Strobel, dass sie zum Sieg reiten kann. Und auch in dieser Qualifikation sollte dies abermals gelingen. Für die Jungpferde-Serie gesattelt hatte Strobel Alvarinho GV gesattelt. Der Hengst aus der Zucht und im Besitz des Gestüts Vorwerk, Inhaberin Elisabeth Max-Theurer, konnte besonders durch seinen Schritt, aber auch die ausdrucksstarken Trabverstärkungen punkten. Die Galopppirouetten könnten zukünftig noch gesetzter geritten werden, aber auch die Galoppverstärkung überzeugte. Mit einer Bewertung von 73,07 Prozent hatte Laura Strobel in dieser Prüfung den Sieg sicher. Ihre ehemalige Ausbilderin Dorothee Schneider blieb mit 71,43 Prozent nämlich in der Wertung hinter ihr und ritt mit Segantini FRH zum zweiten Platz. Auf Platz drei folgte der Hauptbereiter des Gestüts Ammerland Rudi Widmann. Mit seinem achtjährigen Hengst First Rock Star konnte Rudi eine überzeugende Vorstellung zeigen, welche mit 71,04 Prozent belohnt wurde. Auch wenn es im Schritt zu einem Spannungsmoment kam, konnte das Paar überzeugen. Besonders die Galopptour – viel ins Bergauf gesprungen mit hoher Qualität – konnte auch das Richtergremium überzeugen. Aber auch der schwungvolle Trab sowie die korrekt ausgeführten Lektionen brachten wertvolle Punkte. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm, weil er in so einer Kulisse noch nie gegangen ist und sich total zusammengerissen hat. […] Er hat alle Möglichkeiten für die NÜRNBERGER BURG-POKAL Serie.“, resümiert Rudi zufrieden. Auf dem fünften Rang platzierte sich Anna-Louisa Fuchs mit DSP Dimanche Royal (68,63 Prozent) vor Carolin Hergenröder mit Sunny Day SW (68,29 Prozent).
Als nächstes durften die Amateure in das beeindruckende Dressurstadion der Gut Wettlkam Arena einreiten. Zu einer Intermediaire II, einer Dressurprüfung der Klasse S***. Den Sieg in dieser Prüfung erritt sich die Münchnerin Vanessa Sachs auf ihrem Bright Diamond NRW. In Summe erhielt das Paar 68,05 Prozent und konnte mit diesem Ergebnis gewinnen. Auch aus der Region kommt die zweitplatzierte Juliane Nuscheler, die mit dem 15-jährigen Wallach Karl Louis mit 67,15 Prozent auf Platz zwei rangierte. Über eine weitere Schleife von diesem Wochenende konnte sich Sophia Ritzinger freuen, die mit Immerdale auf dem dritten Platz landete (66,94 Prozent). Noch mehr regionale Stärke bewies Bettina Meijs, die mit Freddy Couples zu Platz vier ritt. Auf Rang fünf platzierte sich der Mainzer Maximilian Keller im Sattel von Rugby.
Nachdem am Vortag bereits im Grand Prix auf 5*-Niveau einige Top-Reiter ihr Können bewiesen haben, ging nun ein Teil von ihnen im Grand Prix Special an den Start. Den Anfang machte Raphael Netz mit DSP Dieudonné in ihrem ersten Special auf diesem Niveau. Mit einer harmonischen Vorstellung, die trotz etwas Spannung im Schritt deutliche Highlights in der Passage hatte, erhielt das Paar heute 70,44 Prozent. Direkt im Anschluss gelang es aber Patrik Kittel im Sattel von Dante’s Herzchen dieses Ergebnis zu toppen. Trotz eines kleinen Fehlers in den Einer-Wechseln boten die beiden etliche Höhepunkte – besonders in den Trabverstärkungen sowie Galopp Pirouetten. Dafür gab es 72,78 Prozent. Ihm folgte Dorothee Schneider, die die Prüfung mit Dayman heute vorzeitig beendete. Für Lisa Müller gab es mit Gut Wettlkam’s D’avie FRH heute 70,21 Prozent. Die Stimmung am Rande des Vierecks war genauso heiß, wie die Temperaturen aufgrund der kräftigen Sonne. Denn nun warteten alle Zuschauer gespannt auf Jessica von Bredow-Werndl, welche gestern bereits mit Diallo die Einlaufprüfung gewinnen konnte. Auch heute zeigte das Paar sich ansprechend. Der braune Wallach punktete die ganze Trabtour hinweg sehr hoch mit einer ausdrucksstarken und gut versammelten Passage. Auch im Galopp – besonders in den Pirouetten und der Wechsel-Tour – konnten Jessica und Diallo überzeugen. Auch wenn es im Schritt einmal Spannung gab, konnte auch diese gelöst werden und den Gesamteindruck nicht sonderlich negativ beeinflussen. Das Richtergremium urteilte mit 74,42 Prozent und alle waren sich einig, dass dieses Paar siegen musste. Aufgrund dessen rangierte Kittel in der Gesamtwertung schlussendlich auf Platz zwei vor Raphael Netz.
Kurz nachdem die Sieger und Platzierten des Grand Prix Special geehrt wurden, ging es auf dem Viereck weiter mit einem ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Programmpunkt: dem Dressur Derby mit Pferdewechsel. Vier Reiter hatten sich bereit erklärt an diesem teilzunehmen und drei fremde Pferde in einer Dressurprüfung der Klasse S** nach gerade einmal fünf Minuten Vorbereitungszeit vorzustellen. Den Anfang machte Patrick Kittel, der Quentin von Nymphenberg ritt. Der zehnjährige Hannoveraner Wallach zeigte sich bereits gut ausgebildet und bereit für schwierigere Aufgaben. So demonstrierte er direkt, dass bereits Einer-Wechsel kein Problem sind, welche aber eigentlich nicht gefragt waren. Kittel konnte darüber schmunzeln: „Warum traben meine eigenen Pferde nicht so los in den Verstärkungen?“ freute er sich über den Übermut und lobte die Ausbilderin. Neben Kittel ritt auch die Bereiterin Emma Jameson aus Aubenhausen Quentin. Da sich hier im Vergleich noch ein paar mehr Fehler einschlichen, stand fest, dass Kittel im Finale reiten würde. In der ersten Runde auf der 17-jährigen Stute Santa Cileste sicherte sich Jessica von Bredow-Werndl das zweite Finalticket. Auch in der Runde passierten noch kleine Fehler, aber Jessica gelang es im Laufe der Prüfung mehr Losgelassenheit zu zeigen. Auch Franziska Stieglmaier, die anschließend im Sattel von Santa Cileste Platz nahm, konnte eine Steigerung zeigen – jedoch in der Gesamtwertung nicht ganz so deutlich. Aufgrund dessen ging es für Patrik Kittel und Jessica von Bredow-Werndl erneut ins Viereck. Im Finale nahmen beide auf einem neuen Pferd Platz. Dies war der 15-jährige Westfale Knigge, welcher zwar bereits in S*- und S**-Prüfungen platziert ist, aber durchaus seine Eigenheiten mitbrachte. So klappen nicht alle Wechsel so wie gewollt und auch die Pirouetten sprang Knigge nicht mühelos. Jessica war als erste dran und sagte nach ihrem Ritt zu Patrick: „entweder es wird für dich jetzt richtig einfach oder richtig hart.“ Sie selbst erhielt für die Vorstellung mit Knigge 65,76 Prozent. Auch wenn es definitiv nicht „richtig einfach“ aussah, gelang es Kittel die Stärken des Wallachs herauszureiten und die Herausforderungen mit Feingefühl anzugehen. Dadurch erhielt er 67,19 Prozent und konnte das Dressur Derby gewinnen. Jessica freute sich kollegial für ihren Konkurrenten, was auch ein Sinnbild für die insgesamt ausgelassene und gute Stimmung war. Die Dressur-Profis nahmen diese besondere Prüfung mit viel Spaß und konnten sie gemeinsam mit dem Publikum zelebrieren. Auch der Dank an die Pferde und ihre Reiter kam nicht zu kurz und alle waren erfreut über den tollen Programmpunkt.