CHIO Aachen: Die deutsche Dressur Equipe dominiert im Nationenpreis und Jessica von Bredow-Werndl gibt ihrem Nachwuchs Zeit zum reifen
Seit gestern ist auch im Aachener Dressurstation die Welt-Elite im Viereck beim diesjährigen CHIO zu bestaunen. Neben tollen individuellen Erfolgen für einige deutsche Reiter mit ihren Pferden ging es in der 5*-Wertung heute an den Nationenpreis. Diesen konnte das deutsche Team trotz Ausfall eines Starters mit Abstand gewinnen.
Den Anfang machten die Reiter der CDI1*-Tour mit einem Prix St. Georges. 14 Reiter waren mit ihren Pferden zu dieser Prüfung ins Deutsche Bank Stadion eingeritten, um harmonische Ritte zu zeigen. Besonders einem Reiter gelang das. Frederic Wandres, gebürtiger Baden-Württemberger und nun seit über elf Jahren als Bereiter auf dem Hof Kasselmann tätig, hatte Quizmaster FRH zu dieser Prüfung gesattelt. Der 13-jährige Dunkelbraune wusste die Anforderungen der Prüfung erfolgreich zu demonstrieren. „Quizzie ist unser Glückbringer, schon seit fünf Jahren.“, erklärte Wandres und freute sich die gemeinsame Erfahrung auch solide vorgestellt haben zu können. Belohnt wurden sie mit 73,91 Prozent und dem Sieg. Auch für Reitmeisterin Ingrid Klimke gab es ein tolles Ergebnis. Gemeinsam mit Diafys OLD konnte sie mit 72,64 Prozent den zweiten Platz sichern. Auf dem dritten Rang reihte sich Dinja van Liere (Niederlande) ein mit dem erst achtjährigen KWPN-Hengst Mauro Turfhorst (72,38 Prozent).
Am Abend stand dann der Grand Prix der Tour auf 4*-Niveau an. In diesem konnte erstmalig Norwegerin Isabel Freese eine goldene Schleife aus Aachen erreiten. Mit Erfolgshengst Total Hope OLD ritt sie klar zum ersten Platz der Prüfung mit 74,26 Prozent. Besonders über die Konzentration des Totalias-Nachkommen, trotz anfänglicher Spannung, freute Freese sich: „Er war total bei mir – das hat einfach richtig, richtig Spaß gemacht.“ Auf Rang zwei folgte mit 73,69 Prozent Sandra Sysojeva aus Polen mit Erfolgsstute Maxima Bella. Und auch der dritte Platz ging an eine Stute. Denn der Finne Henri Ruoste konnte mit seiner Tiffanys Diamond eine tolle Runde im Viereck zeigen, wofür sie die weiße Schleife erhielten (73,08 Prozent). Die beste deutsche Reiterin dieser Prüfung war Semmieke Rothenberger, welche mit ihrem KWPN-Wallach Farrington einen tollen vierten Platz auf diesem besonderen Turnier erreiten konnte.
Auch Jessica von Bredow-Werndl hatte sich mit Diallo bereits an die Herausforderung CHIO Aachen „getraut“. Ehrlich und selbstreflektiert resümierte von Bredow-Werndl aber auf gewohnt sympathische Art: „Schade. Wir sind einfach noch nicht so weit. Und das ist okay.“ Mit 66,63 Prozent reichte es für die beiden gestern nur für den 21. Von 24 Plätzen. Weitere Einblicke in ihre Gefühlslage und die Erkenntnise aus ihrem Start teilte Jessica in einem offenen Instagram Beitrag mit: „Nach unserer Prüfung heute in Aachen bleibt erstmal: ein leises Durchatmen. Ein bisschen Enttäuschung. Aber vor allem: Klarheit, Dankbarkeit und Vorfreude. War alles ein bisschen zu schnell und zu früh? - Ja, vielleicht. Bereue ich die Entscheidung, nach Aachen gefahren zu sein? - Nein.“ Vor allem zeigte sie sich froh ihrem Hoffnungsträger Diallo die „besondere Bühne“ in Aachen gezeigt haben zu können und die Arena mit einem positiven Gefühl verlassen zu haben. Damit entschied sie sich gegen einen weiteren Start im Grand Prix Special und dafür ihrem Wallach und dem gemeinsamen Wachsen nun mehr Zeit zu geben für die Entwicklung in die Zukunft.
Aufgrund eines Ausfalls von Sönke Rothenbergs Fendi für die CDIO5*-Wertung kam es ohne Streichergebnis einmal mehr auf die verbliebenen drei Reiter-Pferd-Paare für das deutsche Team im heutigen Nationenpreis an. Und auf diese war Verlass. Allen voran konnten Isabell Werth und Wendy de Fontaine einen absolten Siegesritt im Viereck drehen – im Ergebnis zu 79,76 Prozent. Werth konnte sich über den Ritt und insbesondere über ihre schwarze Perle freuen: „Sie ist so klar im Kopf und sie weiß immer, wenn es wichtig ist. Mit elf Jahren ist sie noch immer jung. Aber ihr gesamter Körper hat sich über das vergangene Jahr verbessert und wir lernen uns immer besser kennen.“ Auf dem zweiten Platz rangierte Justin Verboomen (Belgien), welcher mit Hannoveraner Hengst Zonik Plus ein ebenso vielversprechendes Pferd zum CHIO mitgebracht hatte. Mit 78,34 Prozent reichte es heute für die silberne Schleife. Für die deutschen Reiter gab es in der Einzelwertung einen dritten Platz, welchen Frederic Wandres und Bluetooth OLD sichern konnten (76,89 Prozent). Für die Britin Becky Moody und Wallach Jaegerbomb gab es den vierten Platz vor Katharina Hemmer und Denoix PCH, welche mit einem starken fünften Platz die deutschen Erfolge dieser Prüfung komplementierten. Durch diese drei erfolgreichen Ritte und die damit verbundenen Punkte hatten Werth, Wandres und Hemmer nämlich in der Mannschaftswertung des CDIO5* den Sieg im Nationenpreis für das deutsche Team sicher.