Deutsches Team gewinnt Bronze bei der EM in A Coruña
Dass in einem Finale immer noch alles entschieden werden kann und die Karten nochmals neu gemischt werden können, das ist ein offenes Geheimnis. So sollte es am gestrigen Tag auch beim Mannschaftsfinale bei der EM der Springreiter in Spanien sein. Am Ende siegten die Belgier, vor Groß Britannien und Deutschland. Die Ausgangslage für die deutsche Equipe unter der Leitung von Otto Becker war vor dem Finale sehr gut. Die Pferde zeigten sich fit und motiviert, die Reiter konzentriert und mutig reitend. Die Briten waren in Führung, nur knapp dahinter Sophie Hinners, Christian Kukuk, Marcus Ehning und Richard Vogel.

Als Gilles Thomas mit seinem Hengst Ermitage Kalone, der auch in der deutschen Zucht immer mehr zum Einsatz kommt, den letzten Sprung fehlerfrei überwand, war der Jubel kaum noch zu halten. Mit 5,61 Strafpunkten krönte sich Belgien zum neuen Europameister. Großbritannien folgte mit 7,96 Punkten auf Silberrang. Deutschland sicherte sich mit 8,19 Punkten eine hart erkämpfte, aber verdiente Bronzemedaille.
Dabei hatte der Tag für die deutsche Equipe zunächst nervenaufreibend begonnen. Marcus Ehning und sein Holsteiner Coolio (v. Casalito) eröffneten für das Team den Tag – und schon an Sprung fünf wurde es ernst. Eine unglückliche Berührung an der Stange bedeutete vier Strafpunkte. Kein kapitaler Rückschlag, aber ein Auftakt, der die Spannung für die Folgereiter deutlich erhöhte. Doch Sophie Hinners zeigte im Sattel des auffällig springenden Iron Dames My Prins keinerlei Nerven. Mit absoluter Konzentration und technischer Präzision galoppierte sie mit ihrem Schimmel durch den anspruchsvollen Parcours – fehlerfrei. Ihre Runde war nicht nur sportlich von höchster Qualität, sie war auch mental von zentraler Bedeutung: Sie hielt das deutsche Team auf Medaillenkurs, zunächst auf dem Silberrang. An dritter Position ging Christian Kukuk mit Just Be Gentle ins Rennen. Auch er zeigte über weite Strecken eine harmonische und kontrollierte Runde. Doch beim Anritt zur Triplebarre geriet das Paar leicht aus der Distanz. Ein kleiner Fehler, der prompt mit einem Abwurf bestraft wurde. Es waren nur vier Strafpunkte, doch in der dichten Konkurrenz wog jeder Fehler schwer. Kukuks Runde wurde am Ende zum Streichergebnis.

Die Verantwortung lag nun bei Richard Vogel. Mit United Touch S hatte er nicht nur den Druck eines Teamreiters im Nacken, sondern auch die Erwartungen eines Einzel-Favoriten. Doch was dann folgte, war ein Meisterstück an Präzision und Nervenstärke. In einer hochkontrollierten und dynamischen Runde blieb das Paar fehlerfrei – die zweite Nullrunde für Deutschland. Damit sicherte Vogel nicht nur dem Team die Bronzemedaille, sondern blieb mit nur 0,01 Punkten Vorsprung auch an die Spitze der Einzelwertung vor dem abschließenden Finale am Sonntag.
Derweil demonstrierte das belgische Team seine Ausgeglichenheit und taktische Reife. Teamchef Peter Weinberg hatte Nicola Philippaerts mit Katanga v/h Dingeshof als Auftaktreiter gesetzt – eine Entscheidung, die sich auszahlte. Das Paar blieb souverän ohne Fehler. Pieter Devos und sein selbst gezogener Casual DV Z kassierten vier Strafpunkte, die jedoch als Streichergebnis nicht ins Gewicht fielen. Thibeau Spits und Impress-K van’t Kattenheye Z zeigten eine starke Runde mit lediglich einem Zeitfehler. Am Ende war es Gilles Thomas, der mit einer weiteren makellosen Runde auf Ermitage Kalone den goldenen Schlusspunkt setzte. Die belgische Equipe hatte ihre Nerven im Griff – und einen Plan, der perfekt aufging.
Auch Großbritannien hatte bis zuletzt auf Gold gehofft. Ben Maher eröffnete mit Dallas Vegas Batilly fehlerfrei und lieferte einen idealen Start. Doch dann kam es zu einem bitteren Moment: Matthew Sampson und Medoc de Toxandria gerieten erneut in Schwierigkeiten an der Dreifachen Kombination, ein Problem, das sich bereits am Vortag abgezeichnet hatte. Die 14 Strafpunkte dieser Runde wurden zum Streichergebnis, doch das Momentum war gebrochen. Donald Whitaker, bis dahin in der Einzelwertung direkt hinter Vogel, unterlief ein Fehler auf Millfield Colette, der sowohl dem Team als auch ihm persönlich schadete. Mit vier Punkten für die Mannschaft und dem Rückfall auf Rang 18 im Einzel. Doch auch die Briten hatten einen Schlussreiter, auf den Verlass war. Scott Brash und Hello Folie ritten eine blitzsaubere Runde und sicherten damit die Silbermedaille für Großbritannien – ein Resultat, das auf exzellenter Teamleistung basiert, aber durch kleine Fehler gefährdet wurde.
Heute heißt es durchatmen, Kraft tanken und einmal Pause machen, bevor es morgen zum Abschluss der EM in das Einzelfinale geht. Doch langweilig wird es in A Coruña nicht: In Rahmenprüfungen reiten einige der EM Teilnehemer mit ihrem zweiten mitgebrachten Pferd.